Grundsätzlich kann man die heute auf dem Markt befindlichen Cajons in „peruanische Bauart“ und „Flamenco-Bauart“ einteilen, wobei der „Flamenco“-Typ – zumindest in unseren Breitengraden –
wesentlich öfter anzutreffen ist.
Das Cajon nach peruanischer Bauart ist im Prinzip eine reine Holzkiste ohne weitere Zusätze oder Einbauten. Hier sind in erster Linie Bongo- bzw. Conga-ähnliche Klänge möglich. Das Flamenco-Cajon hingegen verfügt durch ein zusätzliches Feature –auf welches ich im Folgenden noch näher eingehen werde – über einen weiteren Sound, der einer Schlagzeug-Snare-Trommel sehr ähnlich ist.
Flamenco-Cajons kann man in zwei unterschiedliche Haupttypen einteilen: Diejenigen, die ihren „Snare“-Sound durch Gitarrensaiten erzielen, welche von innen gegen die Schlagfläche gespannt sind, sowie denjenigen, an denen ein aus vielen einzelnen Spiralen bestehender „Snare-Teppich“ angebracht ist. Bei manchen Flamenco-Cajons kann man den Snare-Effekt auch abstellen, so dass man hier beide Typen in einer Kiste hat.
Ich persönlich finde, dass ein Cajon unbedingt einen Snare-Effekt haben muss, die peruanische Bauart kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Das ist natürlich der Musik geschuldet, die ich mit dem Cajon mache. Ich brauche eher ein „kleines Schlagzeug“ und deshalb möchte ich heute ein paar Überlegungen zu den Flamenco-Cajons bzw. über die Art und Weise, wie unterschiedlich jeweils der Snare-Sound erreicht wird, anstellen.
Die sogenannten „String-Cajons“, also die mit den Gitarrensaiten, haben einen sehr klaren, definierten und crispen Snare-Sound. Es raschelt nichts nach, die Ansprache ist meist gut, je nach eingestellter Spannung der Saiten. Auch wenn es hier wiederum unterschiedliche Bauweisen gibt und mal eine größere und mal eine kleinere Anzahl von Saiten vorzufinden sind, verlaufen diese aber in der Regel über die gesamte Länge bzw. Breite der Schlagfläche. Das führt dazu, dass beim Spielen der Snare-Sound fast immer mitschwingt, egal, wo man die Schlagfläche anspielt. Ein geübter Spieler kann aber durch seine Anschlagtechnik und dadurch, dass er den richtigen Punkt findet, z.B. einen Basston schlagen, bei dem der Snare-Effekt nicht bzw. kaum wahrnehmbar ist. So kann man eine Trennung zwischen dem Snare-Sound und dem Bass-Sound erzielen. Manchen Spielern ist diese möglichst deutliche Trennung wichtig.
Bei den „Snare-Cajons“, welche einen Snareteppich statt einzelner Saiten eingebaut haben, gibt es ebenfalls verschiedene Varianten: Bei manchen Modellen wird ein vollständiger Snareteppich gegen die Schlagplatte gedrückt, bei der Mehrzahl aber werden halbierte Snareteppiche verbaut. In manchen Cajons ist nur ein einziger, halber Snarteppich angebracht, in vielen jedoch sind zwei halbe Teppiche verbaut. Der klare Vorteil der Snareteppiche ist die sehr schnelle und vor allem sehr leichte Ansprache des Snare-Effekts – richtige Einstellung bzw. Spannung der Snare-Spiralen vorausgesetzt. Finger-Rolls lassen hier mit sehr wenig Kraftaufwand tolle Snare-Sounds entstehen. Der Snare-Sound ist hier im Übrigen ein wenig anders als bei den String-Cajons: Die Spiralen sprechen extrem leicht an, neigen aber auch – je nach Vorspannung und Andrückwinkel – ein wenig zum Nachrascheln. Der Klang ist zwar auch hier sehr crisp, aber etwas weniger klar definiert. Eine Trennung zwischen Snare- und Bass-Sound ist hier schwieriger als bei den String-Cajons; wenn sie denn gewünscht wird. Ein Snare-Cajon klingt insgesamt mehr nach Schlagzeug, bei dem ja letztlich auch – egal welche Trommel im Set man anschlägt – die Snare immer mehr oder weniger stark mitraschelt.
Gerry Nennstiel
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Wolfgang (Mittwoch, 15 August 2018 22:48)
Ich glaube ich, das stimmt nicht ganz.
Bei den Cajons mit Snare Teppich ist die Trennung von Bass und Snare
leichter zu bewerkstelligen, gerade weil hier keine Saiten
über die ganze Schlagfläche verbaut sind.
Meiner Meinung nach wird auch in all den Diskussionen über den
Sound eines Cajons ein ganz wichtiger Aspekt nicht beachtet,
nämlich der Untergrund, auf dem das Cajon beim Spiel
steht. Ein Teppich oder eine weiche Auflage dämpft immer
vor allem den Snare-Effekt, das Cajon klingt dann trockener.
Außerdem können Cajons unterschiedlicher Hersteller
ähnlicher klingen als zwei Cajons des gleichen Modells des
selben Herstellers.
Holz ist eben ein natürlicher Werkstoff.