Vollton Blog

In lockerer Reihenfolge gibt es hier Interessantes rund um Vollton, Cajones, Musik und mehr...

Cajon–Schlagflächen

Welche Schlagfläche bzw. Schlagplatte für das Cajon? Dick oder dünn? Weich oder hart?

Vollton Schlagflächen und Furniere im Zuschnitt

 

Diesmal möchte ich über meine Erfahrungen mit verschiedenen Schlagplatten beim Cajon-Bau berichten. Vorab sei gesagt, dass ich hier nur über Schlagplatten aus Holz, speziell aus Holzwerkstoff bzw. Sperrholz sprechen kann. Das sind eben die, welche in der Mehrzahl verwendet werden bzw. auf dem Markt erhältlich sind. Schlagflächen aus Vollholz oder Kunststoff bleiben hier unberührt, da diese doch eher selten anzutreffen sind und ich außerdem keine Erfahrungen damit habe. Aber allein in dem großen Bereich unterschiedlicher Sperrhölzer gibt es bereits genügend interessante Varianten …

 

 

… und zwar so viele, dass ich gar nicht auf die einzelnen Kombinationen und Hölzer eingehen kann und will. Aber anhand meines bevorzugten Cajon-Sounds sowie meiner Spielweise möchte ich Euch hier einmal darlegen, warum ich manche Variante bevorzuge und manche nicht. 

 

  

Flugzeugsperrholz?

 

Zunächst mal kann man feststellen, dass ganz oft sogenanntes „Flugzeugsperrholz“ (in der Regel aus Birke) als Schlagplatte verwendet wird. Da geht es aber schon los mit den Varianten: 2,5 mm, 2,7 mm, 3,0 mm oder noch dicker, 6- oder 5-schichtig, mit oder ohne Edelholzfurnier. Wenn die Schlagfläche „Birke Natur“ zeigen soll – also ohne ein Furnier –wird gerne das 3 mm Flugzeugsperrholz in 6-schichtiger Ausführung verwendet. Wenn ein „schickes“ Edelholzfurnier die Oberfläche zieren soll, wird gerne das 2,5 mm dicke, 5-schichtige Sperrholz genommen und das meist 0,4 – 0,5 mm starke Edelholz-Furnier aufgeleimt/gepresst. Wenn die „Birke Natur“ und die  furnierte Variante auch optisch völlig unterschiedlich sind, so haben sie jedoch eines gemein: Sie sind höllisch hart! Und: Sie sind in der Regel satt mit Kunststoff-Klarlack überzogen. Auf beide Punkte gehe ich noch ein.

 

Der Hauptgrund, warum der Großteil der Hersteller Flugzeugsperrholz und Klarlack verwenden, ist wohl in der vermeintlich besseren Haltbarkeit bzw. Stabilität der Schlagplatte im Vergleich zu anderen Varianten zu suchen. Da muss man sich aber fragen, wieviel „Haltbarkeit“ man bei einer Schlagfläche braucht : Letztendlich darf sie auf Dauer nicht reißen oder platzen, aber das tun vermeintlich weniger stabile Sperrhölzer auch nicht; das kann ich aus eigener  Erfahrung schon vorausschicken. Ein weiterer Grund  dürfte die – tatsächlich – einfachere/schnellere Verarbeitung sein. Dies ist aber wiederum kein Kriterium für eine Manufaktur… 

 

 

 

Die "weiche" Alternative

 

 

Vollton-Schlagfläche, Lauan mit Birke-Maser-Furnier

Ich bevorzuge (und verbaue) für die Schlagfläche weicheres Holz: z.B. Lauan, das ist langfaseriges, grobporiges Holz, welches auch als mehrschichtiges Sperrholz angeboten wird. Das Holz kommt aus Asien und ist als Ersatz für Mahagoni gedacht. Ich nehme normalerweise 2,5 mm Lauan (dreischichtig) und presse ein optisches ansprechendes Holzfurnier von 0,5 mm auf. Das Lauan selbst ist optisch nicht der Bringer … So habe ich eine nur vierschichtige, 3 mm dicke Schlagfläche, die sich im direkten Vergleich mit einer Schlagfläche aus Flugzeugsperrholz deutlich elastischer anfühlt und sich vor allem auch viel weicher spielt. Die Finger danken es einem! Darüber hinaus spricht diese Schlagfläche (in Kombination mit zwei halben Snareteppichen) extrem leicht an und selbst die leisesten Fingerrolls kommen noch gut rüber. Die Stabilität ist völlig ausreichend, ich spiele schon seit  mehr als 50 Gigs auf dieser Schlagfläche ohne jegliche Probleme – und ich spiele in der Band nicht nur seichte Fingerrolls… Sämtliche Kunden, die in den letzten 1,5 Jahren ein Cajon bei mir gekauft haben, berichten ebenfalls ausschließlich positiv.  

 

Eine weitere, im Vergleich zu 5- oder 6-schichtigem Flugzeugsperrholz weichere Variante ist Birkensperrholz in 3 mm Stärke mit nur drei Schichten und ohne Furnier. Auch diese Schlagplatte ist im Dauertest und „läuft“ problemlos. Das Ansprechverhalten ist hier ähnlich wie beim Flugzeugsperrholz, also durchschnittlich, dafür spielt sich das 3-schichtige aber weicher und hat obendrein einen etwas volleren und wärmeren Bass. 

 

 

Und was ist mit dickeren Schlagplatten?

 

Von dickeren Schlagplatten als 3 mm halte ich persönlich nichts, das Ansprechverhalten leidet zusehends und man muss von vornherein härter „zuschlagen“. Schlagplatten unter 2,7 mm wiederum sprechen zwar gut an, aber verlieren deutlich an Bässen. 

 

Noch ein Wort zu den Schlagplatten-Rückseiten: Wenn man die Platte auf der Vorderseite furniert, biegen sich die seitlichen Enden der Platte durch die Trocknungsspannung etwas hoch, also nach vorn, Richtung Frontseite. Deshalb wäre es tischlermäßig korrekt, auf der Rückseite ein Gegenzugfurnier bzw. –papier aufzuleimen. Das tun auch alle Hersteller, deren Schlagflächen-Rückseiten ich schon mal durch das jeweilige Cajon-Schalloch ansehen konnte… Durch den Gegenzug wird die Platte wieder „begradigt“, was aber beim Cajon völlig überflüssig, bzw. sogar nachteilig ist: Der Drang der Schlagplattenseiten, sich vom Korpus weg zu bewegen, ist ideale Voraussetzung für gut funktionierende Clap-Corners! Bei vielen Großserienmodellen muss man sich – u.a. wegen des überflüssigen Gegenzuges – die Clap-Corners erst mühsam durch Unterfütterung oder andere Tricks zusammenbasteln. 

 

 

Fazit

 

Das ist – grob zusammengefasst – die Quintessenz meiner bisherigen Erfahrungen mit verschiedenen Schlagplatten. Natürlich darf man bei alledem nicht vergessen, dass der Korpus noch ganz enormen Einfluss auf den Klang nimmt und so die Vor- oder Nachteile einer bestimmten Schlagplatten-Variante hervorhebt bzw. unterdrückt. Nicht zuletzt wirkt gerade auch die Spielweise noch erheblich auf den Gesamtsound ein.

Abschließend möchte ich noch kurz anmerken, dass ich kein Fan von lackierten Schlagflächen bin. Bei mir kommen nur Öle, Lasuren oder Wachse bzw. Kombinationen davon zum Einsatz. Aber das ist ein weiteres Thema für einen neuen Blog-Beitrag … 

 

 

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Cajon mit Snareteppich oder lieber mit Saiten? Oder ganz ohne?

Grundsätzlich kann man die heute auf dem Markt befindlichen Cajons in „peruanische Bauart“ und „Flamenco-Bauart“ einteilen, wobei der „Flamenco“-Typ – zumindest in unseren Breitengraden – wesentlich öfter anzutreffen ist.


Das Cajon nach peruanischer Bauart ist im Prinzip eine reine Holzkiste ohne weitere Zusätze oder Einbauten. Hier sind in erster Linie Bongo- bzw. Conga-ähnliche Klänge möglich. Das Flamenco-Cajon hingegen verfügt  durch ein zusätzliches Feature –auf welches ich im Folgenden noch näher eingehen werde – über einen weiteren Sound, der einer Schlagzeug-Snare-Trommel sehr ähnlich ist.


Flamenco-Cajons kann man in zwei  unterschiedliche Haupttypen einteilen: Diejenigen, die ihren „Snare“-Sound durch Gitarrensaiten erzielen, welche von innen gegen die Schlagfläche gespannt sind, sowie denjenigen, an denen ein aus vielen einzelnen Spiralen bestehender „Snare-Teppich“ angebracht ist. Bei manchen Flamenco-Cajons kann man den Snare-Effekt auch abstellen, so dass man hier beide Typen in einer Kiste hat.


Ich persönlich finde, dass ein Cajon unbedingt einen Snare-Effekt haben muss, die peruanische Bauart kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Das ist natürlich der Musik geschuldet, die ich mit dem Cajon mache. Ich brauche eher ein „kleines Schlagzeug“ und deshalb möchte ich heute ein paar Überlegungen zu den Flamenco-Cajons bzw. über die Art und Weise, wie unterschiedlich jeweils der Snare-Sound erreicht wird, anstellen.


Die sogenannten „String-Cajons“, also die mit den Gitarrensaiten, haben einen sehr klaren, definierten und crispen Snare-Sound. Es raschelt nichts nach, die Ansprache ist meist gut, je nach eingestellter Spannung der Saiten. Auch wenn es hier wiederum unterschiedliche Bauweisen gibt und mal eine größere und mal eine kleinere Anzahl von Saiten vorzufinden sind, verlaufen diese aber in der Regel über die gesamte Länge bzw. Breite der Schlagfläche. Das führt dazu, dass beim Spielen der Snare-Sound fast immer mitschwingt, egal, wo man die Schlagfläche anspielt. Ein geübter Spieler kann aber durch seine Anschlagtechnik und dadurch, dass er den richtigen Punkt findet, z.B. einen Basston schlagen, bei dem der Snare-Effekt nicht bzw. kaum wahrnehmbar ist. So kann man eine Trennung zwischen dem Snare-Sound und dem Bass-Sound erzielen. Manchen Spielern ist diese möglichst deutliche Trennung wichtig.


Bei den „Snare-Cajons“, welche einen Snareteppich statt einzelner Saiten eingebaut haben, gibt es ebenfalls verschiedene Varianten: Bei manchen Modellen wird ein vollständiger Snareteppich gegen die Schlagplatte gedrückt, bei der Mehrzahl aber werden halbierte Snareteppiche verbaut. In manchen Cajons ist nur ein einziger, halber Snarteppich angebracht, in vielen jedoch sind zwei halbe Teppiche verbaut. Der klare Vorteil der Snareteppiche ist die sehr schnelle und vor allem sehr leichte Ansprache des Snare-Effekts – richtige Einstellung bzw. Spannung der Snare-Spiralen vorausgesetzt. Finger-Rolls lassen hier mit sehr wenig Kraftaufwand tolle Snare-Sounds entstehen. Der Snare-Sound ist hier im Übrigen ein wenig anders als bei den String-Cajons: Die Spiralen sprechen extrem leicht an, neigen aber auch  je nach Vorspannung und Andrückwinkel – ein wenig zum Nachrascheln. Der Klang ist zwar auch hier sehr crisp, aber etwas weniger klar definiert.  Eine Trennung zwischen Snare- und Bass-Sound ist hier schwieriger als bei den String-Cajons; wenn sie denn gewünscht wird. Ein Snare-Cajon klingt insgesamt mehr nach Schlagzeug, bei dem ja letztlich auch – egal welche Trommel im Set man anschlägt – die Snare immer mehr oder weniger stark mitraschelt.


Gerry Nennstiel


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Vollton-Cajon auf der Bühne

Wer ein Vollton-Cajon mit dem Meister selbst auf der Bühne erleben möchte, sollte die Auftritte von Olaf Maske und den Spontanitätern in Berlin und Umgebung nicht verpassen. Hier ein Song der Sommerlaune verspricht:

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